Gespräch mit dem Präsidenten

2023 waren wir sichtbar. suisse.ing trat mit neuem Namen an und engagierte sich politisch und gesellschaftlich für unsere Mitglieder und den potenziellen Nachwuchs.

Andrea Galli, der Verband ist am 1. Januar 2023 mit dem neuen Namen suisse.ing gestartet. Letztes Jahr hast du gesagt: Wir müssen gehört werden! Ist das gelungen?

  • Ja, der neue Name hat Klarheit geschaffen, wer wir sind und wofür wir stehen. Vor allem in der Kommunikation mit Branchenfremden hat dies die Arbeit erleichtert. So sind wir in diesem Jahr mit verschiedenen Stakeholdern zu den unterschiedlichsten Themen in den Dialog getreten. Im Rahmen des Engineers’ Day diskutierten unsere Mitglieder in Quartiergesprächen aktiv mit ihren Nachbarn. Zum ersten Mal schaffte es auch unsere Generalversammlung ins Fernsehen. Wir wurden besucht vom RSI (ab Minute 8:07) und TeleTicino (ab Minute 12:29). Kurz darauf erhielten wir schweizweit mediale Aufmerksamkeit mit unserer Kampagne #daily4future. Mit dieser Kampagne haben wir gezeigt, was unsere Branche täglich für die Öffentlichkeit leistet. Natürlich haben wir natürlich auch provoziert (Blick, 20 Minuten). Gegen Ende des Jahres waren wir auch bei der Lancierung der neuen Top-Level-Domain «.ing» dabei. Damit gehörten wir weltweit zu den ersten 10 Besitzerinnen einer «.ing»-Domain. Für unsere Branche bedeutet dies bestes Branding und eine erhöhte Sichtbarkeit im World Wide Web (Netzwoche, Swiss IT Magazine).

Die suisse.ing war auch in zahlreichen Gesprächen mit der öffentlichen Verwaltung und wurde vermehrt darauf aufmerksam gemacht, dass gewisse Vergabestellen teilweise nur noch wenige Angebote bei ihren öffentlichen Ausschreibungen kriegen. Woran liegt das?

  • Die Lage am Markt hat etwas gedreht. Die öffentliche Hand lanciert sehr viele Projekte, und deshalb können Ingenieurbüros besser auswählen, für welches Projekt oder welchen Auftraggeber sie arbeiten möchten, und dabei vermeiden sie beispielsweise solche, die eine Verschwendung von Ressourcen und zusätzliche Kosten durch komplexe und aufwändige Prozesse verursachen. Dies stellt für unsere Unternehmungen eine Chance dar – worauf wir mit unserem Positionspapier «Wie ist ein Auftraggeber attraktiv für seine Auftragnehmer?» reagiert haben. Darin zeigen wir den Behörden auf, was aus unserer Sicht «gute» Aufträge sind und welche Punkte Auftraggeber beachten müssen, wenn sie die Ingenieurunternehmungen für ihre Projekte gewinnen wollen.

Der Vorstand hat im Berichtsjahr alle Regionalgruppen besucht. Was ist die wichtigste Erkenntnis aus diesen Besuchen?

  • Wir haben festgestellt, wie gut unsere Organisation in der Region verwurzelt ist, insbesondere in der Deutschschweiz, und wie stolz unsere Mitglieder darauf sind, die Branche zu repräsentieren. Um das Sprachrohr der ganzen Branche sein zu können, benötigt es einen aktiven Austausch und ein offenes Ohr. Die Besuche der unterschiedlichen Regionen wurden geschätzt und boten wertvollen Austausch. In der föderalistischen Schweiz gibt es regionalspezifische Herausforderungen – vor allem politischer Natur – welche die tägliche Arbeit unserer Mitgliedsfirmen beeinflussen. Die Verbesserungen im Bereich der nachhaltigen Beschaffung kommen unterschiedlich schnell voran. Und gleichzeitig beschäftigt ein Thema nach wie vor alle: der Fachkräftebedarf. Interessant waren die unterschiedlichen Begründungen und Lösungsansätze, wie z.B. die unterschiedliche Arbeitsplatzattraktivität einzelner Kantone oder die Integration von Mitarbeitenden im Rentenalter.

Auch die CEO-Konferenz im November 2023 war dem Thema Fachkräfte gewidmet. Was ist die wichtigste Botschaft für unsere Branche?

  • Wir müssen weiter an unserem Branchenimage arbeiten. Das ist eine gemeinsame Aufgabe. Es ist wichtig, dass sich unsere Branche selbst reflektiert. Wie präsentieren wir uns? Wen sprechen wir an? Wie gestaltet sich der Arbeitsalltag, welche Kultur herrscht vor? Hier ist jedes einzelne Mitglied gefragt. Die Lösungen liegen bereits in unserer Hand. Jetzt ist es an der Zeit, sie umzusetzen, ohne Wenn und Aber, ohne darauf zu warten, dass Dritte wie die Politik oder die Wirtschaft unsere Probleme lösen.

«Wir müssen klarer aufzeigen, welchen Mehrwert unsere Leistungen bringen.»

suisse.ing ist das Sprachrohr der ganzen Branche. Eine grosse Aufgabe mit unzähligen möglichen Themen. Der Verband konzentriert sich auf die Themen Image der Branche (Wirkung nach aussen), Fachkräftebedarf und Nachhaltigkeit in Projekten und Verbesserung der Zusammenarbeit. Warum?

  • Jedes dieser vier Themen hängt von den anderen drei ab. Nur wenn wir in allen Bereichen aktiv sind, werden wir mehr Sichtbarkeit, Anerkennung und Attraktivität erreichen. Und das wollen wir! Aber wir sollten nicht die Unterstützungsleistungen vergessen, die suisse.ing ihren Mitgliedern täglich zur Verfügung stellt. Von Schulungskursen bis hin zu politischen Stellungnahmen zu branchenrelevanten Themen, von der Zusammenarbeit mit öffentlichen Auftraggebern bis zur Verhandlung vorteilhafter Bedingungen mit den gängigsten Dienstleistern, sei es im Bereich IT oder Mobilität, sowie die rechtliche Unterstützung für Versicherungsangelegenheiten und generelle Rechtsstreitigkeiten.